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Gartenwürdige Lilien erhalten / Lilien-Arche Erlangen

Jedes Jahr werden von professionellen Lilienzuchtbetrieben neue Liliensorten gezüchtet. Eine ist schöner als die andere, aber sind sie auch für Hausgärten geeignet? Bedingt ja, doch viele der Neuzüchtungen wurden für den Schnittblumenmarkt gezüchtet und sind dem entsprechend ausgelesen worden. Für die Treibhauskultur von Schnittlilien ist es erforderlich das die Lilie vom legen der Zwiebel bis zum Schnitt nur 90 Tage benötigt. Die Blüten müssen aufrecht und in wenigen Fällen seitlich stehen. Es dürfen auch nicht zu viele Blüten sein und hängende Blüten will man überhaupt nicht. Dem entsprechend werden alle Lilien mit sehr vielen Knospen und hohem Wuchs, oder gar hängenden, türkenbundartigen Blüten kompostiert. 

Für Gartenbesitzer sind daher die Hobbylilienzüchter von Interesse, da diese nicht für den Erwerbsgartenbau züchten müssen und daher gerade die Lilien aus den Sämlingen auslesen, die besonders hoch wachsen, die meisten Blüten aufweisen und oft erst zum Ende des Sommers blühen. 
Nicht die kurze Kulturzeit steht im Vordergrund, sonder die Vielfältigkeit bei den Blühterminen. Lilien die erst im Ende Juli und August oder gar September blühen um die Blütezeit der Lilien im Garten zu verlängern. Lilien die 35, 40 oder mehr Knospen haben kann kein Florist gebrauchen.

Der Gartenbesitzer hingegen freut sich über Lilien im eigenen Garten die 3 bis 4 Wochen an einem Stängel blühen, der über Zweit- , Dritt-, oder Viertknospen verfügt. Diese sekundären Blüten öffnen sich wenn die Hauptblüte verblüht ist. Dadurch sind am untersten Blütenkranz wieder neue Blüten geöffnet während die Lilie sich immer weiter Oben im Aufbau öffnet. Öffnen sich die Zweitknospen im Mittleren Blütenaufbau, öffnen sich am untersten die Drittknospen. So geht das bis an den obersten Knospen die Zweitknospen und an den untersten die Fünftknospen Blühen. Dadurch erhält die Lilie von Anfang bis Ende ein ästhetisch ansprechendes Blütenbild.

Zur Zeit wird der Blumenmarkt von unzähligen Neuzüchtungen überschwemmt. Doch die Erfahrungen im Garten haben gezeigt das längst nicht jede Neue Lilie auch wirklich Garten würdig ist. Vielmehr sind sie ohne Gewächshaus und Pflanzenschutzmittel anfällig und für das Freiland nicht geeignet. Anders sind da die seit vielen Jahren und teils auch Jahrzehnten bestehenden Züchtungen von Hobbyzüchtern die wie der Schellenbaum von Carl Feldmeier außer Dünger nichts benötigen und bei gut 2 m Höhe und bis zu 70 Blüten ein wahrer Schatz im Garten sind. Ebenso der Saarturm von Josef Klein und die Hainburg von Herrn Griesler oder die Heidelberg von Viktor Strasser.

Es kommen jedes Jahr neue Lilien in den Handel die es vorher so noch nicht gab. So werden Logiflorumhybriden mit Asiatischen Hybriden gekreuzt und es entstehen die so genannten L / A Hybriden. Gleiches gilt für O / A und O / T Hybriden, von denen gerade letztere besonders gut für Hausgärten geeignet sind. Ist es bei dieser Vielzahl neuer Liliensorten überhaupt notwendig ältere Züchtungen zu bewahren? Mit Sicherheit ja, denn so schön viele der neuen auch sein mögen sie können doch den bewährten alten Sorten oft nicht das Wasser reichen und zeigen Ihre Schwächen gerade in Regenreichen Sommern oder nassen Wintern. Die Gartenwürdigkeit der alten Sorten betreffend ihrer Robustheit gegenüber Witterungseinflüssen und Krankheiten, ihrer Vermehrungsfreudigkeit und nicht zuletzt eleganten Schönheit sollte Grund genug sein um sie zu erhalten. 

Carl Feldmaier, Hubert Hörster, Albert Rech, Erich Schacht, Karl Kiel, Josef Klein, Andreas Winkler, Gerhard Steinbrück und Viktor Strasser das sind bekannte Namen großer Lilienzüchter deren Liste keinesfalls vollständig ist und sich um das vielfache erweitern ließe. Sie alle haben ein Ziel gehabt, gartenwürdige, schöne und gesunde Lilien für jeden Gartenboden und Standort zu Züchten. Und sie haben hervorragendes geleistet. Zusammen haben sie weit über eine Million Arbeitsstunden in ihrer Freizeit mit der Züchtung von schönen und gesunden Lilien verbracht. Sie haben Experimentiert und geforscht, Rückschläge erlebt, Erfahrungen ausgetauscht. Sie schrieben Berichte und manch einer sogar ein Buch. 

Sie haben hunderte neuer Liliensorten gezüchtet, vermehrt und an Lilienfreunde in die ganze Welt verschickt. Ihre Liliensammlungen waren berühmt und immer eine Reise wert. Die schönsten Ihrer Neuzüchtungen wurden auf internationalen Lilienausstellungen, Gartenausstellungen und Landesgartenschauen ausgestellt und die besten darunter erhielten Ehrungen und Preise. Die bekannte „Karl Foerster Medaille“ erhielt jedes Jahr nur die beste unter den besten. Doch wo sind sie geblieben? Die Preisträgerlilien, wo sind sie? Aber auch jene die nie zur rechten Zeit geblüht haben. Die frühen und späten Lilien die zum Ausstellungstermin einfach nicht blühten, aber jeden begeisterten. Wo sind all die wunderbaren und begehrten Lilienzüchtungen? Für immer verloren? Die ganze Arbeit über Jahrzehnte vergebens? 


Einige der großen Lilienzüchter sind bereits seit Jahrzehnten verstorben und mit ihnen starb oft auch das Wissen und das Erbe. Mühevoll gesammelte, wertvolle Lilienraritäten die für eine erfolgreiche Zucht unerlässlich sind werden oft mit der Planierraupe abgeräumt. Kunstvoll angelegte Sammlergärten werden Opfer von ahnungslosen Bautrupps. Seltene Lilien verschwinden für immer unter neuen Bauten, werden eingefräst oder einfach auf den Kompost geworfen. Mit ihnen verlieren wir wertvolle Gene und züchterische Arbeit die oft 20 Jahre und mehr in Anspruch genommen hat. 

Der Botanische Garten der Universität Erlangen-Nürnberg und die Stadt Erlangen haben zusammen bereits über 2000 Lilien von uns erhalten und in den Gärten und Parks angepflanzt. Mit den etwa 25000 Lilien unserer Lilien-Arche ist Erlangen zu einem Lilien-Mekka für Pflanzenfreunde aus aller Welt geworden. Immer mehr Lilienzüchter und Liliensammler schicken uns von ihren Liliensorten und Arten Brutzwiebel zu, wohl wissend das es jeden treffen kann und dann eine umfangreiche Sammlung, ja ein Lebenswerk verloren gehen könnte. Helfen sie mit und unterstützen sie uns bei der suche nach alten Züchtungen und verschollenen Lilien um sie einem breiten Publikum an einem zentralen Ort zeigen zu können.

Die Lilien-Arche in Erlangen trägt ihren Teil bei, das „Netzwerk zur Bewahrung von Pflanzensammlungen“ um eine liebenswerte Pflanzengruppe zu ergänzen. Sie steht jedem zur Besichtigung offen und hat es sich zum Ziel gemacht Lilien in Sorten und Arten der Nachwelt zu erhalten.